Das Penthouse
Satire, erstveröffentlicht auf raketa.at
Nachdem Karl-Heinz Grasser Prozesskosten in der Höhe von ungefähr einer Million Euro erwarten, entschließt er sich schweren Herzens dazu, sich von seinem Penthouse zu trennen und sucht den Immobilienmakler Ariel Muzicant auf.
Grasser: Herr Muzicant, guten Tag! Schalom!
Muzicant: 'Guten Tag' reicht. Was kann ich für Sie tun?
Grasser: Es geht um mein Penthouse in bester Innenstadtlage. Muzicant: Ja? Und?
Grasser: Ich will es loswerden.
Muzicant: Darf ich fragen, warum?
Grasser: Um ehrlich zu sein: ich brauche Bargeld.
Muzicant: Ich verstehe.
Grasser: Wirklich?
Muzicant: Ja, ich lese Zeitung. Haben Sie Fotos dabei, damit ich mir einen groben Überblick verschaffen kann?
Grasser: freudig erregt Viel besser! Ich habe eine Mappe angefertigt. holt ein Mäppchen aus seiner Aktentasche aus Babyalligatorleder und reicht es Muzicant sichtlich stolz Hier!
Muzicant: wirft einen kurzen Blick auf das Deckblatt von Grassers Mappe und schmunzelt Sie wissen aber schon, dass man Penthouse mit 'ou' und 'e' schreibt?
Grasser: verlegen Ein kleiner Flüchtigkeitsfehler.
Muzicant: blättert das Mäppchen durch Und warum kommen Sie damit zu mir?
Grasser: Naja, Sie sind ein großer Immobilienhai.
Muzicant: Ein was, bitte?
Grasser: Makler, meine ich. Und ich habe mir gedacht, dass wir beide, also ich und Sie, bei diesem Projekt einen schönen Reibach machen können.
Muzicant: Einen was, bitte?
Grasser: Na, Reibach halt. Gewinn. Das ist eine super Gelegenheit für mich, mich finanziell freizuschwimmen, und Sie können dabei auch ein paar Schekel absahnen.
Muzicant: wird krebsrot Also, wenn Sie darauf aus sind, mich zu beleidigen, dann...
Grasser: beschwichtigend Nein, nein! Ich wollte Ihnen, einem jüdischen Geschäftsmann, nur entgegenkommen mit meiner Wortwahl.
Muzicant: wird noch röter Also, ich glaube, Sie lassen das besser bleiben. Ich verstehe Sie auch so!
Grasser: verlegen, mit Unschuldsmine Sorry! Aber, was das Penthouse angeht, ich hab so an zehn bis zwölf Millionen gedacht.
Muzicant: lächelt milde Ich habe Verständnis für Ihre Geldsorgen, aber soviel bekommen Sie niemals dafür! Wie sieht es eigentlich mit den Besitzverhältnissen aus?
Grasser: Also, ich hab nichts. Also, offiziell. Aber in Wirklichkeit gehört eh alles der Fiona, oder vielmehr ihrer Mama.
Muzicant: Herr Grasser, ich sprach nicht von Ihren persönlichen Verhältnissen!
Grasser: erleichtert Gott sei Dank, endlich einer, der mich nicht danach fragt! Aber was haben Sie denn dann gemeint?
Muzicant: Wem gehört die Immobilie?
Grasser: zögert, dann holt er ein Blatt Papier, auf dem Kopierstreifen deutlich zu erkennen sind, aus seiner Aktentasche und reicht es Muzicant Meiner Schwiegermama. Sie hat aber nichts dagegen, dass ich das Penthouse verkaufe. Das ist die diesbezügliche Vereinbarung.
Muzicant: sieht sich den Zettel an und schmunzelt Die Unterschrift Ihrer Frau Schwiegermama haben Sie aber schlecht raufkopiert!
Grasser: blickt Muzicant groß an Wieso?
Muzicant: zeigt mit dem Finger auf Marina Giori-Lhotas angebliche Signatur Soweit ich weiß, heißt sie Marina.
Grasser: Stimmt. Und?
Muzicant: schmunzelt Nun ja, so wie Sie die Unterschrift kopiert haben, heißt sie 'Rina'.
Grasser: sieht genau hin Ja! Stimmt! So a Schaß! Haben Sie einen Kopierer da? Das bring ich sofort in Ordnung!
Muzicant: entrüstet Nein! verlässt den Raum und kommt drei Minuten später zurück Herr Grasser! Was wollen Sie da mit mir abziehen?
Grasser: mit Unschuldsmine Abziehen? Ich? Wieso?
Muzicant: indigniert Ich habe eben im Grundbuch nachgesehen!
Grasser: errötend Und?
Muzicant: Das Penthouse steht im Eigentum der Wiener Städtischen Versicherung!
Grasser: Und?
Muzicant: Sie dürfen es nicht verkaufen!
Grasser: Wieso?
Muzicant: genervt Weil es Ihnen nicht gehört! Wollen Sie ins Gefängnis kommen?
Grasser: Nein! Dort komme ich hin, wenn ich nicht zumindest eine Million, oder besser zwei, mit dem Penthouse verdiene!
Muzicant: seufzt Also, verkaufen geht nicht.
Grasser: verzweifelt Scheibenkleister!
Muzicant: Haben Sie was reingesteckt? Grasser: Was meinen Sie?
Muzicant: Haben Sie irgendwie in die Immobilie investiert?
Grasser: Naja, die Etro-Vorhänge hab ich gekauft.
Muzicant: mitleidig Ich meinte, haben Sie investiert in Umbau oder Ausbau?
Grasser: überlegt kurz Naja, schon. So vier bis fünf Millionen. Oder sagen wir besser sechs Millionen!
Muzicant: Also drei Millionen. Gut. Damit können wir arbeiten. sieht sich die Fotos in Grassers Mappe an und beginnt zu lachen Sagen Sie, ist diese Klomuschel etwa aus Glas?
Grasser: entrüstet Glas. Pah! Kristall ist das. Das Häusl hat die Fiona designt!
Muzicant: lacht schallend Toll! ernst Die Toilette muss raus!
Grasser: Aber die ist doch so schön!
Muzicant: Für Ihre Fiona vielleicht. Für den Rest der Menschheit sicherlich nicht. Machen wir weiter. Was ist das für ein Muster auf den Tapeten und auf den Teppichböden in Ihren beiden begehbaren Kleiderschränken?
Grasser: Schön, nicht?
Muzicant: Nein. Scheußlich! Das sieht irgendwie nach Trachtenkleidung aus.
Grasser: Genau! Ich hab mir das Muster von meinem Kärntner Trachtengilet für Böden und Wände ausgesucht. Kreativ, nicht?
Muzicant: Eher bedauerlich. Und hässlich!
Grasser: Ja, hätte ich vielleicht die Farbe meines Kärntner Trachtenjankers nehmen sollen?
Muzicant: Kackbraun ist auch nicht viel besser!
Grasser: Sagen Sie mal, haben sie was gegen Kärntner? Muzicant: Ich hatte mal Probleme mit einem.
Grasser: Mit wem denn?
Muzicant: Mit Jörg Haider. Er hat sich, in meine Richtung, gefragt, wie einer, der Ariel heißt, soviel Dreck am Stecken haben kann.
Grasser: seufzt Aja, diese Geschichte.
Muzicant: Warum haben Sie mich damals eigentlich nicht verteidigt?
Grasser: verlegen Aus Parteiräson. freudig erregt Aber ich habe mein Schweigen wieder gutgemacht!
Muzicant: zieht die Augenbrauen hoch Und wie, wenn ich fragen darf?
Grasser: Ich bin zu Fasching als Sie gegangen.
Muzicant: Als Sie? Also als Frau?
Grasser: Nein, Herr Muzicant, als Sie, Herr Muzicant!
Muzicant: Als ich? Ariel Muzicant??
Grasser: Nicht als Ariel Muzicant, Sie gibt es doch nur einmal! zieht ein Foto aus der Innentasche seines Sakkos und reicht es Muzicant
Muzicant: sieht sich das Foto an und schmunzelt Soso, sie haben sich also als Jude verkleidet, mit Kippa auf dem Kopf und aufgeklebten Beikeles an den Schläfen.
Grasser: Genau. Und wenn mich wer gefragt hat, als wer ich verkleidet bin, was, glauben Sie, habe ich geantwortet?
Muzicant: Ariel Muzicant?
Grasser: Nein. Besser! Persil Ministrant.
Muzicant: starrt Grasser ungläubig und mit offenem Mund an Also, ringt um Fassung das ist das Blödeste, das ich je gehört habe!
Grasser: beleidigt Ich hab es lustig gefunden!
Muzicant: Egal. Machen wir weiter. Welcher Raum ist auf diesem Foto zu sehen?
Grasser: Das Schlafzimmer.
Muzicant: Und der große gläserne Katafalk in der Mitte des
Raumes?
Grasser: Katafalk? Das ist mein Bett. Und das Glas ist Kristall.
Muzicant: Lassen Sie mich raten: von Fiona designt?
Grasser: stolz Natürlich! Die Fiona hat gemeint, in einem Bett aus Kristall ist das Liebemachen so klar, kristallklar.
Muzicant: grinst Und der Schreibtisch aus Kristall, der auf dem nächsten Foto zu sehen ist? Bewirkte der, dass Sie durchsichtige Geschäfte gemacht haben?
Grasser: entrüstet Nein! Natürlich nicht! denkt einen Augenblick nach Naja, eigentlich schon!
Muzicant: lacht Dann haben Sie aber die längste Zeit eine dicke schwarze Decke auf der Tischplatte liegen gehabt .
Grasser: lacht ebenfalls Stimmt.
Muzicant: Jedenfalls muss das alles raus!
Grasser: Und was soll ich mit all den schönen Sachen aus Kristall machen?
Muzicant: Lassen Sie mich überlegen... Kann man Kristall einschmelzen?
Grasser: Weiß ich nicht. Aber ich glaube schon.
Muzicant: Da haben Sie die Antwort.
Grasser: Also, wenn das ganze Kristallzeug draußen ist, dann kümmern Sie sich um das Projekt, ja?
Muzicant: Ja, gerne.
Grasser: Das freut mich. Ich hätte da übrigens noch eine Immobilie, die ich veräußern möchte.
Muzicant: Lassen Sie hören!
Grasser: mit verklärtem Blick Naja, das Gebäude ist renovierungsbedürftig, aber gut gelegen, am Wiener Ring, und hat eine große Statue vor dem Eingang. Und einen Brunnen auch. Und das mit der Baufälligkeit ist nicht so dramatisch, mein bester Freund ist gelernter Installateur und möchte dort als Haustechniker anfangen.
Muzicant: ungläubig Sprechen Sie etwa vom Parlament und vom Herrn Meischberger?
Grasser: grinst Genau!
Muzicant: blickt Grasser entsetzt an, dann beginnt er zu brüllen Herr Grasser! Verlassen Sie auf der Stelle mein Büro!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen